Interne Kommunikation Thema - Matthias Kutzscher

Interne Kommunikation

Wie Texte optimal aufbereitet werden

Matthias Kutzscher

Gute Inhalte hängen nicht vom Medium ab, sondern vom Können. Erfahren Sie, worauf Sie beim Schreiben gedruckter und digitaler Texte achten müssen.

Tipps: was Print-Texte lesbar macht

Laut Leseforschung haben Screen und Papier eigene Vorteile. So heißt es in der „Stavanger Erklärung“, die 130 Spezialisten 2018 publizierten: Digitale Texte lassen sich gut auf individuelle Bedarfe einstellen, doch vor allem unter Druck würden Menschen am Bildschirm unkonzentrierter lesen. Komplexe Infos würden eher auf Papier verstanden und sich merken lassen. Doch dafür muss das Angebot stimmen. Anhand dieser Checkliste lassen sich hochwertige Print-Texte entwickeln:

Stilform – es muss klar sein, was geboten wird
Nutzen – Lesezeit muss sich lohnen
Aktualität – was neu und wichtig ist, das zieht
Einzigartigkeit – nötig sind frische, spannende Inhalte
Verständlichkeit – einfache Texte überzeugen
Äußere Struktur – Zwischentitel und Leseblöcke gliedern
Innere Struktur – ein roter Faden (Bsp.: These) navigiert
Sprache – dynamische, bildhafte Sprache inspiriert
Bildkonzept – zur Botschaft kommt die passende Bildstory
Ansprache – Leser:innen-Sicht baut Verständnis auf

Wer in der IK auf Print setzt, muss wissen: Gedruckt ist wertig! Nicht, weil Produkt und Vertrieb teuer sind. Sondern, weil man sich Zeit nehmen und einlassen muss. Erfüllt das Produkt allerdings die Erwartungen, gibt es im Gegenzug Wissen, Verständnis, Identifikation. Das lässt sich aus der Metastudie mit 54 internationalen Untersuchungen und 170.000 Teilnehmenden ableiten, die der Stavanger-Erklärung zugrunde liegt.

Tipp: Checken Sie Ihre Texte mit dem Blablameter – es entlarvt, wieviel heiße Luft aufbläht. Oder prüfen Sie anhand des Lesbarkeitsindex (LIX), wie komplex Ihr Beitrag ist.

www.blablameter.de

www.psychometrica.de/lix.html

Stilformen für digitale Medien

Zu selten wird bei Online-Projekten darüber geredet, wie Texte überhaupt verarbeitet werden sollen. Dabei bauen Verstehen, Verständnis, Einverständnis aufeinander auf: Zuerst aktivieren Menschen ihr visuelles System, da sie Worte und Bilder wahrnehmen müssen. Ist das Thema ordentlich aufgeschlüsselt, bildet sich Verständnis. Aber erst der Abgleich mit der eigenen Wirklichkeit und den persönlichen Erfahrungen führt zu Akzeptanz etwa bei Change-Prozessen. Da digitale Inhalte selektiv und sprunghaft gelesen werden, müssen wir bei den Schritten stützen. So helfen einfache, nützliche Textformate, Content schnell zu dekodieren und zu verarbeiten. Zu empfehlen sind:

Abstract – beschreibt kompakt zentrale Inhalte
Facts – wesentliche Daten zusammengefasst
FAQ – häufige Fragen und Antworten
Hack – Kurzinfo, wie Lösung ungewöhnlich erreicht wurde
How to – kurze Anleitung, wie etwas gemacht wird
Liste – Aufzählung, bei der jeder Punkt überzeugen muss
Must-Read – Einordnungen oder Empfehlung
Pro/Contra – Gegenüberstellung von Argumenten
Testimonial – persönliche Darstellung oder Empfehlung
Tutorial – warum eine Lösung gut/schlecht ist

Hinweis: lesefreundliche Impulse sind zudem Verzeichnisse, Summarys, Zitate und Leadanker. Das sind Zusatzinfos oder Hilfsmittel wie Arbeitsblätter, Linklisten, Leseproben oder Links zu Originalquellen wie Reden oder Präsentationen.

Tipps: was digitale Texte lesbar macht

Spannendes Wissen kombiniert mit Bild-Slidern, Videos, Links: digitale Texte können in attraktive Content-Welten führen. „Die Bewegungsreize verringern jedoch die Aufmerksamkeitsspanne“, sagt Hirnforscher Wolf Singer. Beiträge kürzen, ist eine Antwort. Erfahrungen zeigen: Je kleiner der Screen, desto höher ist das Interesse am „Speed Reeding“. Wir müsse am Smartphone oder Tablet quer lesen. Sonst lässt sich Informationsflut, die täglich auf uns einprasselt, nicht mehr ordnen. Was als relevant gilt, darf hingegen auch in der Online-Welt ausführlich sein. Mit sechs Schritten sorgen Sie dafür, dass längere Online-Texte gerne gelesen werden.

Schritt 1 Planung: Wer präzise ansprechen will, definiert Zielgruppen oder Personas. Ihnen ist das Thema bekannt, was eher klicken lässt.

Schritt 2 Struktur: Von vorne bis hinten sollten Texte klar gegliedert sein. Nicht die Länge der Elemente ist entscheidend, sondern ihr virtuoses Zusammenspiel.

Schritt 3 Inhalte: Was bringt´s? Die Frage stellt das Hirn extrem schnell. Zentral für digitale Texte ist daher die Helferhand, auch Nutzen, Mehr- und Gebrauchswert genannt.

Schritt 4 Elemente: Die Dachzeile sortiert, der Titel ködert, der Teaser zieht und die Copy sorgt wie ein Sterne-Menü mit jedem Info-Happen für eine Geschmacksexplosion. Wichtig sind wertvolle Fakten, stringente Keywords und clevere Links, die mit Top-Tipps in „Deep Content“ leiten.

Schritt 5 Sprache: Einfach und aktiv schreiben bedeutet, Personen und Handlung in den Mittelpunkt stellen. Fügen Sie prägnante Aussagen hinzu und setzen Sie rhetorische Mittel wie Metaphern ein, dann ankern Botschaften.

Schritt 6 Layout: Visuelle Signale wie Versalien, Fettungen, Kästen, Tabellen, Bilder und große Schriften erleichtern den Konsum. Und klar: jeder Text muss mobil sauber lesbar sein.