Matthias Kutzscher
Wir leihen gerne unser Ohr, schwätzen oft durcheinander, wollen durch Fragen lernen. Uns Menschen ist die Darstellungsform des Interviews durchaus bekannt: doch journalistische Interviews in der internen Kommunikation sind weit mehr als eine Reihung von Fragen und Antworten! Sie lassen sich als Theaterstücke für zwei inszenieren, die sehr viel verraten und verändern können.
Das liegt an den Gesprächsebenen. Auf der inhaltlichen geht es um Informationen, ein Sachverhalt wird erklärt oder bewertet. Je cleverer das im Interview gelingt, desto eher akzeptieren Mitarbeitende zum Beispiel einen Strategiewandel. Auf der emotionalen Ebene kann der Blick in fremde Köpfe gelingen; jemanden also nahbar und sympathisch darstellen. Dafür muss ein gutes Klima in der Situation und Verständnis füreinander bestehen. Sonst geben Interviewte wenig preis.
Doch wie lassen sich klasse Interviews für Intranet, Mitarbeitermagazin oder Newsletter gestalten? Ganz einfach, in 4 Phasen.
Phase 1: Unterscheiden Sie zuerst die drei Typen. Das Interview zur Sache gibt Auskunft, das zur Meinung will eine Position hervorholen, das Personeninterview skizziert. In der Praxis laufen die Typen oft durcheinander.
Phase 2: Im oft hektischen Arbeitsalltag ist es nicht immer einfach, aber bereiten Sie sich auf jedes Gespräch mit diesen Fragen so präzise wie möglich vor.
Die Antworten bilden die Recherchebasis. Im Verlauf entwickeln Sie zuerst eine Leitfrage oder These, klopfen dann die W-Fragen (wer, was, wann, wo, wie, warum, wer sagt) ab und checken Fakten, Sachargumente sowie Hintergründe.
Phase 3: Im Gespräch sind kurze, einfache Fragen sinnvoll. Offene, auffordernde Fragen üben keinen Druck aus, geschlossene oder rhetorische Fragen können zuspitzen.
Noch ein Tipp: Bei heiklen und persönlichen Themen mit eher scheuen Interviewpartner:innen empfiehlt es sich, sie in ihrer gewohnten Umgebung zu besuchen. Ansonsten ist ein ungewöhnliches, inspiratives Umfeld ratsam. Denn das bietet gleich Ansatzpunkte für das Gespräch.
Phase 4: Bei der Verschriftlichung dürfen Sie nachträglich einfügen, Antworten kürzen, ganze Passagen schieben und sprachlich feilen. Solange der Gesprächspartner den Text später frei gibt! Nutzen Sie auf jeden Fall möglichst einfache Wörter und Sätze. Gut sind Beispiele, die veranschaulichen sowie verschriftlichte Emotionen (sie lacht!). Dabei gilt: Wenn Sie Interviews vorlesen, muss es sich wie ein spontanes Gespräch anhören.
Attraktiv werden Interviews, wenn knappe sowie längere Auszüge variieren. Antworten sollten jedoch nicht länger als 400 bis 500 Zeichen sein, da Gespräche aufgrund des Dialogformats und der direkten Rede eher schwer konsumierbar sind.
Eine pauschale Regel für die Länge von Interviews gibt es allerdings nicht. In digitalen internen Medien empfehlen sich eher kürzere Dialoge mit 6 bis maximal 8 Fragen und Antworten. Print-Medien vertragen auch “tiefere” Gespräche, weil Lesende sich mit einem haptischen Produkt in der Hand länger konzentrieren können.
Interviews lassen sich in internen Medien in fast beliebiger Länge in allen Formaten ausspielen: als Text, Video, Podcast oder Bild mit Zitat. Aus Leser:innen-Sicht sind dichte, ungewöhnliche Angebote attraktiv wie „Frage der Woche“ (seriell), „3 Fragen an“ (kompakt), „Im Café“ (informell), „Der Pitch“ (verkäuferisch), „Zur Person“ (privat), „Aus der Praxis“ (erleben), „Der Fragebogen“ (spielerisch/psychologisch), „Zitiert“ (prägnant), „Auf ein Wort“ (hintergründig), „Ask me anything“ (spontan) oder „Will´s wissen“ (erklärend).
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